CDU-Kreisverband Prignitz

Putlitz: 2023 kommt auf der Linie RB 73/74 der erste Zug mit Wasserstoffantrieb

Ein Pilottriebwagen der Hanseatischen Eisenbahn soll 2023 erstmals den Wasserstoffantrieb auf die Schiene bringen und so auch dem Erhalt der Bahnlinie RB 73/74 dienen.

Putlitz. Eigentlich ist es ein großes Rad, an dem Ralf Böhme dreht. Kosten sparen, fossile Brennstoffe ersetzen und energieautark werden – das ist ein Plan, der weit über die Region hinausreicht. Und doch geht es zunächst um ein ganz regionales Vorhaben: Schon im kommenden Jahr möchte der Geschäftsführer der Hanseatischen Eisenbahn mit Sitz in Putlitz ein mit Wasserstoff betriebenes Schienenfahrzeug testen – und das im Linienbetrieb auf der Bahnlinie RB73/74 zwischen Neustadt und Meyenburg.

„Nächstes Jahr möchte ich mit Unterstützung des Bundes den ersten Demonstrationszug auf die Schiene setzen – das ist für mich das Ziel“, sagte er bei einem Gesprächstermin mit den CDU-Landtagsabgeordneten Gordon Hoffmann und Nicole Walter-Mundt. Man werde versuchen, ein vorhandenes Schienenfahrzeug dafür umzubauen. Das könne man in Putlitz selbst machen.
„Der Zug soll im Linienbetrieb eingesetzt werden, dafür brauche ich die Linie 73/74“, fuhr Böhme fort. Natürlich werde es eine „Rückversicherung“ geben für den Fall, dass mit der neuen Technik noch nicht alles sofort klappe. Soll heißen: In diesem Fall wäre der gute, alte Dieselantrieb als Alternative noch vorhanden. Aber klar ist auch das Ziel, dass dies nur ein Übergangsszenario ist: „Am Ende möchte ich mit hun-dert Prozent Wasserstofffahren “ , betonte Böhme .

Wasserstoff als Energiespeicher für erneuerbare Energien Die Idee hat Charme: Wenn es klappt, wie er sich das vorstellt, dann wird der Betrieb auf der Strecke kostengünstiger und man sam- melt damit weitere Argumente, um sie nicht nur in den kommenden drei Jah- ren, sondern auch darüber hinaus erhalten zu können. Denn Wasserstoff kann als Energiespeicher für erneuerbare Energien genutzt werden – und damit dem in der Region vorhandenen Problem nicht vorhandener Speichermöglichkeiten für den hier im Überfluss produzierten Strom aus Solar- und Windkraftanlagen abhelfen.

Putlitzer Eisenbahner sind jetzt Mitglied im Wasserstoff-Netzwerk

Die Nutzung von Wasserstoff ist also geeignet, um die Umstellung auf erneuerbare Energie erheblich voranzutreiben und kann auch auf viel mehr Bereiche ausge- dehnt werden, zum Beispiel als Ersatz von Erdgas für die Wärmegewinnung. Dafür ließe sich das vorhandene Gasnetz nutzen, erklärte Böhme, dessen Unternehmen im August in Vehlefanz (Landkreis Oberhavel) dem Wasserstoff-Netzwerk PROOH2V beigetreten ist. Dieses will die Nutzung von Wasserstoff und damit die Energiewende vorantreiben.

Putlitzer Unternehmen sucht politische Unterstützung

Fünf Jahre schon brüten Böhme und sein Team über ihrem Projekt. Und es ist so weit gediehen, dass der Pilotbetrieb mit Sicherheit nur der Anfang für noch viel mehr ist. Dafür aber müssen auch die Fördermittel für das Forschungsprojekt fließen. Immerhin hat das innovative Vorhaben schon seit 2020 einen eigenen Titel im Bundeshaushalt – vier Millionen Euro fließen bereits, und Böhme hofft auf 30 Millionen weitere Euro aus dem bis zum Jahr 2026 ausgelegten Topf, der im Bundesverkehrsministerium angesiedelt ist.

Damit dies auch funktioniert, sucht er sich Unterstützung in der Politik. So beim regionalen CDU-Landtagsabgeordneten Gordon Hoffmann, der zusammen mit seiner Fraktionskollegin Nicole Walter-Mundt aus dem Kreis Oberhavel am Mittwoch in Putlitz war, um sich von Böhme das gesamten Vorhaben genau erklären zu lassen.

Gordon Hoffmann zeigte sich danach beeindruckt: „Das ist ein innovatives Projekt, das gut in die Zeit passt. Es ist beeindruckend zu sehen, wie weit die Entwicklung schon ist. Wir sind hier, um zu gucken, wie wir unterstützen können.“ Dabei haben die beiden Landespolitiker auch die Diskussion um die Strecken- stilllegung zwischen Meyenburg und Neustadt im Hinterkopf: "Natürlich hat uns der 73/74-Prozess über Monate begleitet", sagte Nicole Walter-Mundt, die auch verkehrspolitische Sprecherin ihrer Landtagsfraktion ist. Die ländliche Struktur sei wichtig, müsse aber auch zukunftsfest sein. Sie erneuerte dabei die CDU-Forderung nach mehr Bundesmitteln für den öffentlichen Nahverkehr.

„Wichtig ist es, im Schienennahverkehr attraktive Angebote zu haben“, sagte sie weiter. Zudem müsse man Alternativen zur Nutzung fossiler Brennstoffe schaffen und neue Technologien vorantreiben. In dieser Hinsicht sei das Putlitzer Projekt vorbildhaft und es sei „wichtig, dass das Geld fließt“. Walter-Mundt: „Wenn so ein Projekt unterstützt wird, haben wir eine Chance, uns unabhängiger zu machen.“ Aber es müsse wirtschaftlich sein. Das weiß auch Böhme genau: „Es muss Aufgabe sein, jegliche Alternative zu fossilen Brennstoffen so betriebswirt- schaftlich wie möglich zu gestalten.“

Quelle: https://www.maz-online.de/lokales/prignitz/putlitz-2023-erster-zug-mit-wasserstoffantrieb-auf-der-linie-rb-7374-WQSLYCKEI2E5ANXL7TB5II3VJI.html