BÜRGERMEISTERWAHL: „Nur verwalten bedeutet Stillstand“
KARSTÄDT - Bevor Udo Staeck im Jahre 2003 zum Bürgermeister der Gemeinde Karstädt gewählt wurde, unterrichtete der Diplom-Lehrer für Mathe und Physik am Gymnasium in Wittenberge. Sollte es mit der Wiederwahl nicht klappen, stehen ihm die Prignitzer Schultüren wieder offen.
Doch der 57-Jährige ist optimistisch, im September von der Mehrheit der Wähler für weitere acht Jahre in seinem Amt bestätigt zu werden. In einem Gespräch mit Presservertretern verweist er auf Zahlen und Fakten, die eine erfolgreiche Entwicklung der Kommune unter seiner Führung belegen.
Von seinen Wahlversprechen für die Ortsteile, sagt er, habe er fast alles durchgesetzt. An Vorgaben des Gesetzgebers und der Verunsicherung der Eltern habe es gelegen, dass die Oberschule in Karstädt trotz aller Bemühungen der Kommune wegen zu geringer Schülerzahlen geschlossen werden musste.
Umso mehr freue es ihn, so der Bürgermeister, dass seit 2004 – auch mit Hilfe von Fördermitteln – rund 700 000 Euro für die Sanierung der Grundschulen in Groß Warnow und Karstädt ausgegeben werden konnten. Nun nähmen auch die Einschülerzahlen wieder zu. Sehr gut ausgelastet seien auch die sieben Kitas, in deren Modernisierung ebenfalls viel Geld gesteckt wurde.
RWK-Mitgliedschaft brachte mehr Wachstum
Als „größte Errungenschaft der vergangenen acht Jahre“ sieht Udo Staeck die Mitgliedschaft des „Dorfes Karstädt“ im Regionalen Wachstumskern (RWK) seit sechs Jahren an. „Daraus resultiert eine enorme wirtschaftliche Entwicklung.“ Denn das Land konzentrierte seine Fördergelder auf die RWK, wovon viele Unternehmen beim Ausbau oder Neubau im Karstädter Gewerbegebiet profitierten. In den vergangenen zehn Jahren seien knapp 100 Arbeitsplätze neu entstanden.
Mehr Gewerbe und weniger Arbeitslose
„Es ist gut gelungen, wirtschaftlich voran kommen“, sagt Udo Staeck, „das zeigt nicht nur die sinkende Arbeitslosigkeit“. Nicht zuletzt hätten die niedrigen Steuersätze dazu beigetragen, dass sich die Zahl der Gewerbebetriebe kontinuierlich auf jetzt etwa 350 erhöht habe. Von 42 Prozent vor acht Jahren habe sich die Auslastung des Gewerbegebiets in Postlin auf 90 Prozent erhöht. Zu den guten Rahmenbedingungen fürs Gewerbe sowie die Agrar- und Nahrungsmittelbetriebe zählt der Bürgermeister auch gute Zufahrtswege. So investierte die Gemeinde seit 2004 rund fünf Millionen Euro Eigenmittel und Fördergeld in Sanierung und Neubau von Straßen, ländlichen Wegen und Brücken.
Schulden der Kommune stark abgebaut
Ein Kredit für Baumaßnahmen sei jedoch seit seinem Amtsantritt nicht mehr aufgenommen worden, so Udo
Staeck. „So ist es in gemeinsamer Anstrengung von Ortsbeiräten, Gemeindevertretern und Verwaltung gelungen, trotz sinkender Einwohnerzahl die Pro-Kopf-Verschuldung von 442 Euro im Jahre 2003 auf 292 Euro voriges Jahr zu senken.“ Um Verwaltungskosten zu sparen, soll aufgrund des Einwohnerschwunds die Mitarbeiterzahl in der Kernverwaltung von jetzt 29 auf etwa 22 schrumpfen – sozialverträglich, wie Udo Staeck betont. Neueinstellungen gab es in den Kitas, wird es im Bereich Bauhof geben.
Ortsteile noch attraktiver machen
Wie anderen Bürgermeistern nicht nur in der Prignitz macht ihm die Abwanderung von jungen Leuten und Fachkräften große Sorgen. „Doch nur zu jammern, hilft nicht“, sagt er, „wir müssen uns gemeinsam überlegen, wie wir zum Beispiel die Ortsteile für Leute noch attraktiver machen, die in der schönen Prig-nitz leben, aber auswärts arbeiten müssen oder wollen.“ Der Einsatz für den Bau der Autobahn 14 gehöre für ihn dazu. Mit der Autobahn gebe es auch bessere Chancen, neue Ansiedelungen für ein neues Gewerbegebiet gegenüber der Dachziegelfabrik anzuwerben. Vielleicht kann man, hofft er, den Bevölkerungsrückgang stoppen.
Sacharbeit ohne Parteiengezänk
Vieles sei in dieser Hinsicht mit den Gemeindevertretern bereits angeschoben worden. Es sei gut, dass es in der Gemeindevertretung immer um Sachthemen gehe und man Parteipolitik nicht groß hochkommen lasse. Dank des Wählervotums könne die CDU zwar mit Mehrheit regieren, doch sowohl er als auch seine Fraktion seien immer für andere Vorschläge offen.
„Ich habe nach wie vor Freude an der Arbeit und möchte die Entwicklung gern noch eine Wahlperiode mitgestalten, wenn der Wähler sich so entscheidet“, erklärt Udo Staeck. Er sehe es als Aufgabe des Bürgermeisters an, nicht nur ein guter Verwaltungschef zu sein und seiner Aufsichts- und Kontrollfunktion gerecht zu werden. „Nur verwalten bedeutet Stillstand – ein Bürgermeister muss immer neue Ideen entwickeln und die von Ortsbeiräten und Abgeordneten aufgreifen, um die Gemeinde voran zu bringen.“ Dazu gehöre es auch, bei den sich ständig verändernden Förderprogrammen mit guten Mitarbeitern neue „Geldtöpfe“ zu finden und eine Möglichkeit, diese anzuzapfen.
Erfahrung und viel Zeit fürs Bürgermeisteramt notwendig
Deshalb, meint Udo Staeck, benötige man für das Bürgermeisteramt nicht nur Freude am Gestalten, sondern auch die notwendige Qualifikation. Bereits vor seiner Wahl im Jahre 2003 hatte er schon viele kommunalpolitische Erfahrungen sammeln können – als Ortsbürgermeister von Groß Warnow seit 1990 und Amtsausschussvorsitzender seit 1994. „Wer sich wählen lässt, muss auch wissen, dass man keinen regulären Feierabend hat und viele weitere Stunden investieren muss, wenn man das Maximale für die Region herausholen will – an vielen Abenden und Wochenenden bei Versammlungen und Veranstaltungen in den Ortsteilen, im RWK oder auch bei Wirtschaftsmessen.“
Er habe die Zeit, sagt Udo Staeck. Die beiden Söhne des alleinerziehenden Vaters studieren schon und kommen nur am Wochenende nach Hause. (Von Ulrich Fischer)