Bundes- und Landesprominenz trifft sich bei Knieperkohl
Im Schein vieler Kerzen erstrahlen die Deckenbilder, die Wände sind mit Stoffbahnen drapiert. Bundes- und Landesprominenz von CDU und SPD ist erschienen, auch viele Kommunalpolitiker. Der Name des Veranstaltungsortes ist Programm, der „Deutsche Kaiser“ in Perleberg. Aber auf den Tellern dampft ein früheres Arme-Leute-Essen.
150 Menschen führt am Freitagabend das traditionelle Knierperkohlessen der Jungen Union Prignitz zusammen. So viele Gäste waren es noch nie und auch so nobel präsentierte sich die Veranstaltung noch nie. Zwei Jahre war sie wegen der Corona-Beschränkungen ausgefallen und bei den Vorbereitungen des Neustartes zeigt sich, wie die Pandemie auch die Prignitz verändert hat.
Wohin mit dem Knieperkohlessen
Am früheren Veranstaltungsort in Quitzow wären aus Personalgründen nur 40 Gäste möglich gewesen und die Veranstaltung hätte um 21 Uhr enden müssen. Zu wenig Platz und zu kurz, denn nach dem relativ fettigen Mahl wird eigentlich immer getanzt und noch viel geredet, untereinander und mit den prominenten Gästen.
Also machte sich die Junge Union auf die Suche nach einem neuen Ort. Nicht ganz einfach, denn die schmackhafte Zubereitung von Knieperkohl – einer Mischung aus Grün- und Weißkohl, Markstammkohl, Kirsch- und Weinblättern, eingelegt wie Sauerkraut – ist nicht ganz einfach, zumal in großer Menge. Und Gaststätten mit großem Saal und genügend Personal gibt es in der Region nur in überschaubarer Zahl. Der „Deutsche Kaiser“ bot sich zwar an, war aber für die angepeilten 80 Gäste sehr groß und auch nicht billig. Aber die Prignitzer CDU und ihre Nachwuchsorganisation entschieden sich, beim Neustart dieses auch finanzielle Risiko einzugehen.
So viel Politprominenz wie noch nie
Sie fanden Sponsoren und die Anmelderzahlen stiegen. Bei 80 atmeten die Organisatoren erstmals auf, bei 120 staunten sie, bei 150 mussten sie aus Platzgründen die Liste schließen, obwohl es weitere Interessenten gab. Am Freitagabend läuft die Veranstaltung dann auf zwei Etagen ab, auch auf den Emporen sitzen Gäste, wird gegessen.
So zahlreich wie in diesem Jahr war Politprominenz noch nie vertreten. Und vor allem nicht so parteiübergreifend. Stargast ist der stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag, Jens Spahn, der nach dem Grünkohl im heimischen Münsterland die Prignitzer Spezialität kosten will. Auch der Vorsitzende der Landtagsfraktion und designierte Brandenburger Landesvorsitzende Jan Redmann ist da, natürlich auch Lokalmatador Gordon Hoffmann, Landtagsabgeordneter und Generalsekretär der Brandenburger CDU, sowie der Landesvorsitzende der Jungen Union und Landtagsabgeordnete, Julian Brüning.
Arme-Leute-Essen als gesellschaftliches Ereignis
Aber die erstmals stark vertretene SPD hält gut dagegen. Bundesbauministerin Klara Geywitz wird unterstützt von den Brandenburger Ministerinnen für Wissenschaft und Kultur, Manja Schüle, sowie für Finanzen, Katrin Lange. Auch der Landrat und mehrere Bürgermeister sind da. Es dürfte, auch wenn es erst Ende Januar ist, eines der gesellschaftlichen Ereignisse des Jahres sein.
Von der Bühne gibt es Grußworte mit politischen Inhalten, gewürzt mit launigen Bemerkungen, Erinnerungen an frühere Knierperkohlessen und Anekdoten. So über die CDU-Abgeordnete Katherina Reiche, die zu der regionalen Spezialität „Salat“ haben wollte und sich so einen Platz in der Historie der Veranstaltung sicherte.
Die Prignitzer CDU lässt es sich auch nicht nehmen, ihr neuestes Mitglied vorzustellen, den Geschäftsführer des SOS Kinderdorfes Prignitz, Daniel Krause-Pongratz.
CDU und SPD sticheln ein wenig
Während es Prignitzer Vorsitzenden der Jungen Union, Christopher Nowak und Gordon Hoffmann, der den meisten Beifall einheimst, gelingt, trotz einiger Sticheleien gegen die SPD einen dem Abend entsprechenden lockeren Ton zu finden, gerät das Grußwort von Jens Spahn etwas lang, ist eher eine Bundestagsrede. Er stellt sie unter das Motto „Sagen, was ist“. Neben dem politischen Rundumschlag wirbt er dafür, einander mehr zuzuhören und bei Auseinandersetzungen mit gegensätzlichen Meinungen für einen Augenblick anzunehmen, der Kontrahent habe Recht oder an dessen Argumentation sei zumindest etwas dran. Auch mit Blick auf die sozialen Netzwerke und die dortige Blasenbildung meint Spahn, man habe verlernt, einander zuzuhören und zu streiten.
Klara Geywitz nimmt danach die Anwesenden mit der Bemerkung für sich ein, das Prignitzer Knieperkohlessen sei schon legendär in Berlin und sie sei froh, endlich die Zeit gefunden zu haben, dabei zu sein. Und Manja Schüle zeigt sich erfreut über die Nähe von Jens Spahn zur SPD. Denn das Motto „Sagen, was ist“ gehe auf Ferdinand Lasalle zurück, einen Gründervater der Sozialdemokratie. Katrin Lange freut sich, wieder einmal in der Heimat und in angenehmer Gesellschaft Knieperkohl essen zu können. Dann holen sich alle ihr Essen, manche wie Jens Spahn etwas vorsichtiger, danach geht es ans Tanzen und Plaudern.
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